Der Himmel über dem Kilimandscharo

Im Jahre 1880 verliert die 10jährige Charlotte Dirksen ihre Eltern bei einem Schiffsunglück, und wächst bei ihren Großeltern in Leer auf. Um ihnen nicht länger als nötig auf der Tasche zu liegen, gibt sie dem Werben des Kaufmanns Christian Ohlsen nach. Dessen Geschäfte gehen jedoch schlecht und bald droht der Bankrott.
Auf Charlottes Betreiben bricht das Ehepaar im März 1896 in die deutsche Kolonie nach Ostafrika auf, um sich hier eine neue Existenzgrundlage zu schaffen.

Mit dem ersten Band ihrer Afrika-Saga hat die Autorin einen recht vielversprechenden Roman vorgelegt. Der Anfang gestaltet sich zwar etwas zäh, da allzu detailverliebte Schilderungen den Einstieg in die Geschichte erschweren, doch bald nimmt die Handlung an Tempo auf.
Die charakterliche Gestaltung der Figuren ist insgesamt recht glaubwürdig ausgefallen. Vor allem Charlottes Entwicklung von der naiven jungen Ehefrau zur tatkräftigen Händlerin, die sich im fremden Land bewähren muss, finde ich gut gelungen.
Als sehr lebendig habe ich die Beschreibung der landschaftlichen Schönheiten Afrikas in Erinnerung behalten, die den Leser einerseits verzaubern, ihm andererseits aber auch die mannigfaltigen Gefahren für die Siedler vor Augen führen. Nicht nur das ungewohnte Klima, auch die feindlich anmutende Flora und Fauna setzen ihnen zu. Die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die hier aufeinandertreffen, führen ebenfalls immer wieder zu Spannungen und Kollisionen.
Manche Szenen sind mir dennoch etwas inszeniert vorgekommen. Dass es einem bankrotten Kaufmann um 1900 tatsächlich möglich war, das Land so sang- und klanglos zu verlassen, kann ich mir nicht vorstellen. Und auch manche Abenteuer in Afrika würden in der Realität wahrscheinlich weniger glimpflich ausgehen.
Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von 25 Jahren, und wird von großen Gefühlen und dramatischen Ereignissen beherrscht. Vor interessantem historischen Hintergrund versteht die Autorin sehr lebendig und unterhaltsam zu erzählen, weshalb ich Charlottes Weg gerne weiter verfolgen möchte.